„Notizen zu einer Hinrichtung“ von Danya Kukafka

Werbung. Eigentlich hatte ich mir eine Sommerromanze für den Urlaub auf den Reader geladen. Aber wie in der Vergangenheit schon häufiger war mir am Pool bei strahlendem Sonnenschein und ausgelassener Stimmung eher nach einer ernsten Lektüre. Zum Glück ist mein Reader voll mit eBooks aus den unterschiedlichsten Genres. Meine Wahl fiel letztendlich auf „Notizen zu einer Hinrichtung“, das ich von netgalley.de als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe, und ich habe es nicht bereut.

Klappentext

In 12 Stunden soll Ansel Packer hingerichtet werden. Doch dies ist nicht seine Geschichte. Dies ist die Geschichte der Frauen, die er zurückgelassen hat.
Ansel Packer weiß ganz genau, was er verbrochen hat, und wartet nun auf seine Hinrichtung – das gleiche grausame Schicksal, das er vor Jahren seinen Opfern auferlegt hat. Doch er will nicht sterben. Er will anerkannt und verstanden werden.
Durch ein Kaleidoskop von Frauen – eine Mutter, eine Schwester, eine Kommissarin der Mordkommission – erfahren wir die Geschichte von Ansels Leben.

Meine Meinung

Das besondere an „Notizen zu einer Hinrichtung“ ist, dass es in unterschiedlichen Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Wir verfolgen zum Einen Ansel bei seinen letzten Stunden bis zur Hinrichtung, aber die Vergangenheit erleben wir durch die Augen seiner Mutter, einer Polizistin und der Schwester eines seiner Opfer. Durch die unterschiedlichen Sichtweisen und Zeitpunkte, die wir so mitverfolgen, gewinnt das Buch sehr viel Spannung und die Handlung wirkt vielschichtiger.

Das Buch bleibt nicht so unschuldig, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Vor allem Ansels frühe Kindheit ist nicht leicht zu ertragen, weil er bei einer völlig überforderten Mutter aufgewachsen ist und bei einem jähzornigen Vater, der die Mutter von der Gesellschaft fernhält und sie für ihr und Ansels Essen auf dem Hof arbeiten lässt. Ihr Einsatz ist jedoch nie genug. Später wirkt Ansel wie das missverstandene Pflegekind, aber schnell wird klar, dass seine frühe Kindheit nicht spurlos an ihm vorbeigegangen ist und eventuell auch eine psychologische Ursache für seine emotionslose Art vorhanden ist.

Mit all den Themen, den Wendungen, den unterschiedlichen Zeitebenen und tragischen Inhalten ist „Notizen zu einer Hinrichtung“ das, was ich mir von „Ein wenig Leben“ gewünscht hätte: Ein literarischer Roman mit ernsten Themen, die einen emotional berühren, und einer Erzählung, die einem Puzzle gleicht, das sich durch die unterschiedlichen Perspektiven zusammenfügt. „Notizen zu einer Hinrichtung“ unterscheidet sich aber in einem Punkt ganz deutlich: Es will nicht schockieren. Alle Begebenheiten fügen sich problemlos in das Buch, es gibt nicht einen dramatischen Moment, der nur dazu dienen soll, die Leserschaft zu schockieren. Es passt einfach – ist emotional ohne wehzutun oder zu ekeln.

Was mir bei diesem Buch allerdings gefehlt hat, ist die Tiefe. Für mein Empfinden hätten die Charaktere noch besser durchleuchtet werden können. Vieles wird nur angedeutet, aber nicht richtig auf den Grund gegangen, weshalb das Buch und vor allem das Ende der Geschichte sich etwas unbefriedigend angefühlt hat. Es ist ein gutes Buch, es ist ein gutes Ende, aber mir war es irgendwie einfach nicht genug.

FAZIT

„Notizen zu einer Hinrichtung“ war genau die richtige Urlaubslektüre für mich. Das Buch ist sehr spannend, ohne allzu nervenaufreibend sein. Man möchte das gesamte Puzzle zusammensetzen, was einen nur so durch die Seiten fliegen lässt. Insgesamt sind mir die Charaktere und ihre Handlungen und Beweggründe etwas zu flach geblieben, wobei es auch sein könnte, dass das genau so gewollt ist. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und jetzt große Lust auf mehr Bücher dieser Art.

„Notizen zu einer Hinrichtung“ von Danya Kukafka

Einzelband | Literarisch | 348 Seiten

gelesen im Juni 2024 | 4 Tage gelesen

Verlagsseite

★★★★

Eure Kate
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