Der Roman “Marianengraben” von Jasmin Schreiber hat schon vor einer Weile mein Interesse geweckt. Das Buch war nominiert für das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhändler*innen 2020 und ist am 28.02.2020 im eichborn Verlag erschienen. Es hat 254 Seiten. Das Buch handelt von dem Verlust zweier Menschen und wie diese damit umgehen.
Meine Meinung
Paula hat durch einen Unfall ihren kleinen Bruder verloren. Nach Ewigkeiten traut sie sich zum ersten Mal an sein Grab, aber nur nachts. Sie möchte nicht von anderen Menschen beim Trauern beobachtet werden. Doch auch Helmut hat sich nachts auf den Friedhof geschlichen. Er gräbt die Urne seiner Frau aus und auf einmal ist Paula seine Komplizin bei der Flucht. Die beiden von Trauer geplagten Seelen begeben sich gemeinsam auf einen Roadtrip. Nichts scheinen sie gemeinsam zu haben und trotzdem hat das Schicksal sie zusammengeführt, um sich gegenseitig zu heilen.
Ich habe das Buch hauptsächlich auf Empfehlung einer Freundin gelesen. Deshalb hatte ich mich vorher nicht so richtig damit beschäftigt und war ziemlich überrascht, dass es eine dieser tragisch-humorvolles-Abenteuer-mit-altem-Mann-Geschichte ist. Und vielleicht ist es besser, dass ich das nicht wusste. Denn das hätte mich vom Lesen abgehalten und dann wäre mir eine wirklich tolle, emotionale Geschichte entgangen.
Das Buch ist nur 254 Seiten lang. Daher entwickelt sich alles sehr schnell. Der Schreibstil ist relativ nüchtern, was aber sehr gut zur Emotionalität des Textes passt. Und zu meiner Eigenschaft, nach am Wasser gebaut zu sein. Wäre der Text emotionaler geschrieben, wäre er zwar vermutlich intensiver gewesen, aber damit auch weniger erträglich. Der Humor, der vor allem in der Kommunikation zwischen Paula und Helmut immer wieder aufblitzt, lockert die Handlung genau im richtigen Maß auf.
FAZIT
Für ein Highlight hat mich “Marianengraben” etwas zu wenig mitgerissen. Trotzdem empfinde ich es als richtig gutes Buch, das mit Trauer auf sehr schöne Art umgeht. Vor allem gegen Ende hing ich an den Seiten, weil ich unbedingt wissen wollte, wie Paulas und Helmuts gemeinsame Geschichte endet. Und ob nach dem Roadtrip ein neues Leben beginnt. Ein Leben, in dem man auch lebt und nicht nur trauert.
Passend zu diesem Buch möchte ich “Vom Ende der Nacht” empfehlen. Denn auch darin geht es um tragische Momente, das Leben und wie es weitergeht, auch wenn man selbst nicht bereit ist. In der Hinsicht ähneln sich die Bücher sehr, nur dass in “Vom Ende der Nacht” auch ein bisschen Liebe eine Rolle spielt.