Auf den New Adult/Fantasy-Roman “A Curse Unbroken” von Yvy Kazi habe ich mich schon das ganze Jahr gefreut. Das Buch ist 28.04.2023 im LYX Verlag erschienen und hat 520 Seiten. “A Curse unbroken” ist der erste Band der “Magic and Moonlight”-Reihe. Und für mich wird es auch bei diesem ersten Band bleiben. Diese Rezension wird lang, denn ich möchte euch ausführlich näher bringen, weshalb mich das Buch nicht überzeugen konnte.
Meine Meinung
Normalerweise würde ich damit beginnen, ein bisschen etwas über den Inhalt zu erzählen. Aber auch wenn ich auf das Buch zurückblicke, ist so wenig passiert, dass ich gar nicht weiß, was ich darüber erzählen soll.
World Building & Info Dump
Gemma ist eine Hexe und kann ihre Magie hauptsächlich durch die Kraft der Kristalle wirken. Als Tarot-Expertin bringt sie als Mitglied der Witchtok-Community die Magie auch ihren Zuschauerinnen näher. Mit diesem Konzept der Magie habe ich mir ein bisschen schwer getan. Ich fand sie zwar durchaus faszinierend, habe aber noch nie ein Fantasy-Buch über Hexen, die Magie durch Kristalle wirken, gelesen. Und obwohl dieses Buch vor ausufernden Erklärungen nur so strotzt, habe ich mich gerade, was das betrifft, sehr im Regen stehen lassen gefühlt. Ich konnte diese Art von Magie wirklich überhaupt nicht einordnen. Freundinnen von mir, die sich vorher bereits mit Hexerei beschäftigt haben, fanden alles sehr einleuchtend und verständlich, allerdings kann man ja nicht davon ausgehen, dass alle Leserinnen bereits ein Handbuch über Hexerei zuhause haben und daher von Haus aus ein Gefühl für Naturhexerei und Co. haben. Das fand ich ehrlich gesagt ein bisschen schade. Denn obwohl mir diese Art der Hexerei nicht wirklich näher gebracht wurde, gab es seitenlange Erklärungen zu einzelnen Dingen, die man einfach nur als Info Dump bezeichnen kann, weil sie sich überhaupt nicht in die Handlung eingefügt haben. Und letztendlich einzelne Gesichtspunkte beleuchtet, aber kein Gesamtbild erzeugt haben.
Gemma wird von Hazel überredet, an einer Demonstration teilzunehmen. Dafür fertigt sie Säcke an, die die beiden vor Negativem schützen sollen. Und mitten drin erklärt Gemma mir als Leserin in mehreren Absätzen, was genau es mit diesen Säcken auf sich hat. Das hat so dermaßen aus der Handlung gerissen, dass ich mir wahnsinnig schwer getan habe, emotional überhaupt in die Geschichte rund um Gemma und Darren reinzufinden. Aber es hat wie bereits erwähnt nicht dafür gesorgt, dass ich das World Building dieser Urban Fantasy besser verstanden hätte.
Beschreibungen & innere Monologe
Dass ich emotional nicht in die Geschichte reingefunden habe, lag aber nicht nur an dem nervigen Info Dump, sondern auch am Schreibstil an sich. Während ich ihn anfangs noch richtig gut fand und mich sofort wieder in Kazis Worten wohl gefühlt habe, habe ich schnell gemerkt, dass ich es ziemlich schwer mit dem Buch haben würde. Denn die Handlung wird auch von wahnsinnig vielen ausgiebigen Beschreibungen und Gedankenmonologen unterbrochen.
So erfahren wir beispielsweise bis ins kleinste Detail, wie Gemmas Lieblings-Café aussieht, aber auch das Campus-Café, das nur ein einziges Mal vorkommt, wird ausführlich beschrieben. Und die Dialoge, die endlich etwas Schwung in die Handlung bringen würden, werden von zeilenlangen unnötigen Gedanken von Gemma unterbrochen, die selbst spritzigen Dialogen alles an Energie nehmen.
Versteht mich nicht falsch. Umgebungsbeschreibungen und innere Monologe haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Allerdings hört die da für mich auf, wo sonst nichts anderes mehr nebenher passiert. Und ich finde, man hätte eine cozy Atmosphäre mit deutlich weniger Sätzen viel eindrucksvoller schaffen können.
Spannung
Nach einem Viertel des Buches, als sich Gemma und Darren endlich kennen gelernt haben, kam mir ein Gedanke beim Lesen auf: Es könnte allmählich mal losgehen! Gemma weiß inzwischen, dass Darren verflucht wurde. Und dass Teil des Fluches ist, dass er nicht darüber sprechen darf. Sie müssen also auf anderem Weg dafür sorgen, dass Gemma die Wahrheit herausfindet. Und das klingt so super spannend, wenn ich das hier in wenigen Worten schildere, aber im Buch wird alles wieder von so vielen Umgebungsbeschreibungen und Gedankengängen unterbrochen, dass sich die Geschichte wahnsinnig zieht.
Denn ich wiederhole: Darren und Gemma haben sich kennen gelernt und sie weiß jetzt, dass er verflucht wurde. Das ist quasi der Anfang der Geschichte. Wir sind aber schon auf Seite 115!
Insgesamt finde ich, dass die Handlung sehr konstruiert wirkt. So als hätte es einen festen Fahrplan gegeben, an den sich ohne Abweichungen gehalten wurde. Und dadurch haben sich einige Füll-Szenen ergeben zwischen den einzelnen Wendungen in der Handlung, die auf mich persönlich einfach unnatürlich gewirkt haben. Eben einfach konstruiert, was der Spannung überhaupt nicht gut getan hat.
Deshalb konnte mich das Buch auch nicht mehr abholen, als die Handlung dann endlich losging. Davor gab es schon so viele unnötige Beschreibungen und Füll-Szenen, dass der Zug für mich schon abgefahren war. Ich war emotional weder involviert, noch hat mich die Handlung auf irgendeine Art gepackt, dass ich noch groß hätte mitfiebern können.
Ich bin ganz ehrlich: Nach der Hälfte des Buches war ich endlich so weit, es abzubrechen. Aber dann war ich auch schon so weit (gemessen an den Seiten, nicht an der Handlung), dass ich mir dachte: Jetzt kannst du es auch noch fertig lesen. Aber ja, ich war sehr, sehr kurz davor, das Buch abzubrechen.
Insgesamt fand ich weder den Antagonisten besonders spannend, noch den Weg dahin. Nicht nur die Handlung wirkt konstruiert, sondern auch der gesamte Konflikt. Ich saß während dem Lesen die ganze Zeit mit großen Fragezeichen im Kopf dar und auch jetzt nach Beenden, wo ich weiß, wohin die Reise gehen soll, haben sich die Fragezeichen nicht aufgelöst. Aber nicht, weil ich etwas nicht verstehe, sondern eher, weil ich den Sinn hinter der ganzen Handlung hinterfrage.
Die Charaktere
Hauptcharaktere sind Gemma und Darren. Wir erleben die Geschichte aus Gemmas Perspektive, die immer mal wieder von kurzen Tagebucheinträgen von Darren unterbrochen wurden. Auf diese Art eine zweite Perspektive in einem Buch einzubauen, dass aus der weiblichen Ich-Perspektive erzählt wird, fand ich sehr interessant. Später fand ich diese Tagebucheinträge dann aber ehrlich gesagt ziemlich unnötig, weil Darren seine Gedanken sehr klar Gemma gegenüber kommuniziert. Wodurch die Tagebucheinträge nicht mehr viel Sinn machen.
Mit Gemma bin ich das ganze Buch über nicht wirklich warm geworden. Irgendwie konnte ich sie nicht richtig greifen, weil ihre Persönlichkeit auch nicht durch irgendetwas besonders hervorgehoben worden wäre. Ein ganz gutes Beispiel hierfür ist, als sich Darren einmal fragt, ob seine Mutter früher auch so lebendig gewesen ist wie Gemma. Und da musste ich beim Lesen kurz innehalten, weil ich mich gefragt habe, wo Gemma besonders lebendig rüber gekommen ist. Das ist nämlich so eine der letzten Eigenschaften, die ich ihr zugeordnet hätte.
Darren hingegen fand ich anfangs noch sehr unterhaltsam. Ich fand ihn geradezu witzig, mit seinen neckischen Kommentaren. Er hat mich an Jace aus “City of Bones” erinnert und das mochte ich sehr an Darren. Viel mehr gibt es zu ihm aber leider nicht zu sagen.
Gemmas Bruder und ihre beste Freundin sind zunächst nur Nebencharaktere, aber mittlerweile wurde ja bereits eine Fortsetzung der Reihe mit den beiden im Mittelpunkt angekündigt. Erst habe ich mich darüber noch gefreut, aber nach dem Lesen von “A Curse Unbroken” bin ich nicht mehr so euphorisch. Die beiden nehmen in diesem ersten Band der Reihe schon wahnsinnig viel Platz ein und zu ihrer gemeinsamen Story wird schon so viel angeteasert, das mir nicht so zusagt. Taro finde ich zwar durchaus interessant und ich würde gerne mehr über ihn erfahren, aber die beiden als Liebesgeschichte … das ist so furchtbar langweilig, dass es mich ehrlich gesagt überhaupt nicht interessiert, was mit ihnen passiert.
Lovestory & Annäherung
Ich muss leider sagen, dass ich die Annäherung zwischen Gemma und Darren überhaupt nicht gespürt habe. Ich glaube, dadurch, dass die Handlung schon so lange gebraucht hat, um überhaupt in Fahrt zu kommen, habe ich den Zeitpunkt verpasst, um emotional involviert zu sein. Deswegen habe ich mich in den knisternden Momenten der beiden total unbeteiligt gefühlt. Ich habe wirklich gar keine Emotionen gespürt und gerade bei einer Liebesgeschichte ist das mehr als blöd.
Hinzu kommt, dass wahnsinnig viele Szenen, in denen die beiden sich näher gekommen sind, überhaupt nicht zur Stimmung in der Handlung gepasst haben. Sie kamen so aus dem Nichts in einer eher kniffligen Lage und haben dann wieder so aus der Handlung rausgerissen, dass es mehr cringe als süß war.
Im Verlauf des Buches denkt Gemma darüber nach, dass Darrens Signale nicht eindeutig sind. Und ich wäre fast vom Sofa gefallen! Denn ich verstehe nicht, wie da irgendetwas nicht eindeutig sein könnte. Darren flirtet sehr offensiv und kommuniziert meiner Meinung nach sehr gut, was er fühlt und was er will. Denn ja, die beiden kommunizieren. Und sind dabei eigentlich sogar sehr offen und ehrlich zueinander. Klar, gestehen sie sich anfangs noch nicht die ewige Liebe, aber dass sie Interesse aneinander haben wird sehr eindeutig. Dennoch hat Gemma Zweifel daran, ob sie und Darren wirklich das selbe voneinander wollen. Kurz nach diesen Zweifeln fällt dann allerdings folgender Satz von Gemma: “Wenn du artig bist, darfst du mir das Kleid ausziehen.” Und so uneindeutig können seine Signale dann ja gar nicht bei ihr ankommen, wenn sie auch so offensiv flirtet.
Insgesamt ist es ein ewiges Hin und Her zwischen den beiden. Und das finde ich unfassbar anstrengend. Sie beginnen immer wieder Gespräche, die super wichtige Informationen enthüllen könnten, und schwenken dann einfach zum Flirten um und wechseln das Thema. Und die super wichtigen Informationen sind einfach vergessen. Ohne dass nochmal jemand nachfragt. Aber würde ja auch die Spannung stören, wenn direkt alles geklärt werden würde. Es baut sich für mich allerdings auch keine Spannung auf, wenn ein Charakter einfach nicht nachfragt.
Gleichzeitig werden große Enthüllungen geliefert, die aber seit 50 Seiten mehr als offensichtlich waren und über die auch schon in irgendeiner Weise gesprochen wurde, die dann aber beim super schockierend für die Charaktere sind. Bei diesen sich im Kreis drehenden Diskussionen bin ich teilweise überhaupt nicht mitgekommen. Denn Argumente wurden immer wieder wiederholt und als große Schocker genutzt, obwohl sie bereits mehrfach durchgekaut wurden.
FAZIT
Ich finde, dieses Buch schreit extrem laut “Debüt!”, obwohl es keines ist. Denn die Handlung wirkt wirr und konstruiert zugleich, strotzt vor Logikfehlern, die Spannung lässt deutlich zu wünschen übrig und emotional packen konnte mich das Buch auch nicht. Was eine Liebesgeschichte dann auch ziemlich überflüssig macht.
Das Ende des ersten Bandes hat durchaus einen Wow-Effekt, der für mich aber leider vollkommen verloren ging, weil ich emotional überhaupt nicht involviert war. Ich werde die Reihe also definitiv nicht fortführen. Die “St. Clair Campus”-Reihe der Autorin kann ich da deutlich mehr empfehlen.
Falls ihr Lust auf ein spannendes Fantasy-Buch über Hexen habt, kann ich euch „Der Hexenzirkel Ihrer Majestät“ sehr empfehlen.