„Finde Mich. Jetzt“ von Kathinka Engel

Der New Adult-Roman “Finde mich. Jetzt” ist mein zweites Buch der Autorin Kathinka Engel. Das Buch ist am 02.09.2019 im Piper Verlag erschienen und hat 432 Seiten. Es ist der erste Band der Finde-Mich-Reihe und handelt von der Literaturstudentin Tamsin und dem Ex-Häftling Rhys. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, die Sprecher*innen sind Dagmar Bittner und Bastian Korff.

Meine Meinung

Wenn ich so auf das Buch zurückblicke, kommt es mir recht inhaltlos vor. Ich bin auch überrascht, dass es doch tatsächlich 432 Seiten hat, denn es schien mir überhaupt nicht so zu sein. Obwohl in dieser Geschichte kaum etwas passiert, hat sie sich zumindest nicht gezogen. Was ich durchaus als Pluspunkt werten würde. Der Schreibstil ist sehr flüssig und auch beim Hören fand ich ihn angenehm. Die Sprecher*innen haben hier einen guten Job gemacht.

Tamsin & Rhys

”Finde mich. Jetzt” wird aus zwei Perspektiven erzählt. Wir verfolgen zum Einen Tamsin, die zum Studieren nach Pearly zieht. Schon zu Beginn erfahren wir, dass ihre Beziehung zu ihren Eltern eher schwierig ist, weil diese ganz strikte Vorstellungen davon haben, wie das Leben ihrer Tochter auszusehen hat. Gleichzeitig hat Tamsin aufgrund schlechter Erfahrungen den Männern abgeschworen. Bis sie Rhys trifft.

Rhys wird zu Beginn des Romans aus dem Gefängnis entlassen. Wir erfahren, dass er dort jahrelang unschuldig eingesessen hat. Viel mehr erzählt Rhys nicht, er verschließt sich selbst vor der Vergangenheit und wirkt gebrochen. Er scheint in der Welt nichts Gutes sehen zu können, es fällt ihm schwer, Hilfe anzunehmen, und er fühlt sich von allem viel zu sehr bedrängt.
In Kombination trifft auf die beiden das Trope “Sunshine & Grumpy” zu, denn Tamsin sieht in allem das Gute und Schöne, ist immer fröhlich und wirkt total sorglos. Da ist es absolut nachvollziehbar, dass sich Rhys, mit seiner Vergangenheit und all seinen Problemen und den Hindernissen der Resozialisierung oft überfordert von ihren überbordenden positiven Gefühlen fühlt.

Aufgrund der Charaktere und der Grundkonstellation bietet diese Liebesgeschichte also wahnsinnig viel Spannungspotenzial.

Spannungsbogen

Ich habe mir am Anfang wirklich schwer getan, in diese Geschichte zu finden. Es hat zwei Anläufe mit mehreren Monaten dazwischen gebraucht, um das Buch endlich zu beenden. Obwohl ich den Schreibstil als sehr flüssig empfand, verging die Geschichte auch ein bisschen träge. Es kam nicht so richtig Spannung auf, obwohl ich das Thema Resozialisierung eines Ex-Häftlings sehr spannend finde. Vor allem in Kombination mit einer Liebesgeschichte und dem behüteten Mädchen aus gutem Hause.

Zunächst war ich ein bisschen überrascht, wie harmonisch das Kennenlernen zwischen den Tamsin und Rhys abläuft. Wie gut sie kommunizieren, denn vor allem Tamsin als Literaturstudentin ist das miteinander sprechen sehr wichtig. Es hat mir auch gut gefallen, dass Rhys gar nicht erst versucht, sie anzulügen, sondern ihr geradeheraus erzählt, dass er das gesamte Teenager-Alter im Gefängnis verbracht hat. Unnötige Geheimniskrämerei in Liebesromanen finde ich nämlich genau das: unnötig. Deshalb fand ich diese Wendung im Buch sehr erfrischend. Dennoch hat das zum allgemeinen Spannungsbogen nicht unbedingt beigetragen.

Ich liebe es zwar, dass es in diesem Buch kein übertriebenes Drama gibt, gleichzeitig gibt es aber auch so wenige Konflikte (auch unübertriebene), dass die Handlung ziemlich langweilig wirkt. Wie bereits erwähnt, ich finde das Buch im Rückblick ziemlich inhaltlos. Auch eine andere Bookstagramerin erzählte mir, dass sie an das Buch kaum Erinnerung hat. Und das ist dann doch ziemlich schade.

Was ich aber am aller traurigsten finde, ist, dass das Thema, das mir an diesem Buch am meisten zugesagt hat, deutlich zu kurz kam. Denn Rhys Resozialisierung nach dem Gefängnisaufenthalt ist etwas, das so viel Spannungspotenzial hat. Aber leider wird genau das nicht ausgeschöpft. Wir erleben zwar, wie Rhys bei Null anfängt, weil er keine ortsansässige Familie hat. Er bekommt durch seine Sozialarbeiterin eine Wohnung und einen Job und tut sich trotzdem schwer, dankbar zu sein und das Gute in einem Neuanfang zu sehen. Was absolut verständlich ist. Und trotzdem bleiben seine Probleme eher oberflächlich. Wenn man sich überlegt, wie viel sich in nur wenigen Jahren verändern kann – allein schon in technologischen Angelegenheiten. Ich finde, Rhys hätte noch viel überforderter sein müssen, seine Schwierigkeiten in diese neue Welt zu finden, hätten eindrücklicher erzählt werden müssen. Auch die angedeuteten Erlebnisse im Gefängnis kratzen nur an der Oberfläche. Gerade bei Rhys, der für mich in diesem Buch der eindeutig interessantere Part ist, hätte definitiv mehr Tiefe vertragen können.

FAZIT

Insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass die spannenden Themen etwas mehr ausgereizt werden. Zwar mag ich harmonische Liebesgeschichten wahnsinnig gerne und würde sie mir für viel mehr Bücher wünschen, aber hier wurden die vorhandenen Konflikte so wenig ausgearbeitet, dass sie dem Spannungsbogen überhaupt nichts Gutes getan haben.

Empfehlen kann ich das Buch dennoch, denn es war durchaus angenehm geschrieben und könnte Leser*innen, die auf sehr, sehr ruhige Liebesgeschichten mit einem außergewöhnlichen Twist stehen durchaus gefallen. Falls euch “Right here” von Anne Pätzold gut gefallen hat, werdet ihr mit diesem Buch sicher auch Freude haben.

Eure Kate
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