„Die Kunst des Verschwindens“ von Melanie Raabe

Dieses Buch gehörte Ende des Jahres zu meinen meistersehnten Neuzugängen. Als ich es entdeckt und bestellt habe, habe ich geradezu hibbelig auf den Postboten gewartet. Ich hatte gar nicht unbedingt besonders hohe Erwartungen, ich war einfach unglaublich neugierig auf diese Geschichte. Und ja … doch. Gleichzeitig war ich mir sehr sicher, dass das mein erstes Highlight im Jahr 2023 werden wird. Ob es so gekommen ist?

Meine Meinung

In „Die Kunst des Verschwindens“ geht es, wie der Titel schon verrät, ums verschwinden. Aber erst einmal geht es um Ellen, bekannte Schauspielerin und Hauptdarstellerin einer Netflixserie, und um Nico, Fotografin. Die beiden laufen sich mehrmals scheinbar zufällig über den Weg und verbringen die Neujahrsnacht gemeinsam in den Straßen Berlins. Ellen bringt Nico die magischen Momente der Welt näher. Und verschwindet dann auf einmal spurlos. Gefühlt die gesamte Welt sucht nach ihr. Und auch Nico scheint von ihrem Verschwinden besessen zu sein und eine Reise quer durch Europa beginnt.

Von falschen Erwartungen

Ich versuche eigentlich immer unvoreingenommen an ein Buch heranzugehen. Und wie gesagt, eigentlich hatte ich gar keine richtigen Erwartungen an „Die Kunst des Verschwindens“. Ich hatte einfach so ein Gefühl, dass das Buch gut werden würde. Und im Zuge dessen hatte ich wohl einfach gedacht, dass das Buch anders sein würde, als es war.

Nach den ersten paar Seiten war ich begeistert. Ich war geflasht von dieser Art zu schreiben und habe Melanie Raabe schon auf die Liste meiner neuen Lieblingsautor*innen gesetzt. Dass ich so schnell, so hin und weg bin, passiert mir wirklich selten. Noch seltener kommt es vor, dass das Buch nach so einem genialen Start eine Vollbremsung hinlegt. Vollbremsung ist vermutlich übertrieben, denn ich fand „Die Kunst des Verschwindens“ letztendlich nicht schlecht. Aber nach diesem himmelhochjauchzendem Gefühl des Anfangs bin ich dann doch etwas härter auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen.

Perspektiven

„Die Kunst des Verschwindens“ ist aus Ellens und Nicos Sichten geschrieben. Die beiden kennen sich am Anfang der Geschichte noch nicht. Wir erleben, wie Ellen nach Berlin zurückkehrt, wie sie sich auf den Geburtstag ihres Ersatzvaters und guten Freundes freut, wie sie dann aber die Nachricht seines Todes erhält. Gleichzeitig begleiten wir Nico durch ihren Alltag und verfolgen dabei, wie sie wegen ihrer Zivilcourage niedergeschlagen wird.

Dann begegnen sich die beiden immer öfter. Und genau diesen Anfang fand ich super spannend. Wenn man noch nicht weiß, wie die Geschichten der beiden Frauen miteinander verbunden sind. Wie man ihre ersten Begegnungen miterlebt. Dann, und da muss ich ganz ehrlich sein, hat sich das Buch immer mal wieder ein bisschen gezogen. Ich fand es interessant und gleichzeitig war mir das Tempo zu langsam. Die beiden begegnen sich, verbringen Zeit miteinander, gehen ins Museum und so weiter. Aber ich habe die ganze Zeit nur auf das Verschwinden gewartet. Wer verschwindet? Warum verschwindet diese Person? Das war das, was ich in diesem Buch lesen wollte. Und genau das hat auf sich warten lassen.

Das Verschwinden

Ellen ist die Person, die verschwindet. Wir erleben den Moment kurz vor dem Verschwinden mit, können diesen aber nicht wirklich deuten, weshalb wir total mitfiebern, was wirklich passiert ist. Wir feuern Nico an, nach Ellen zu suchen, den Hinweisen zu folgen. Und halleluja, ist das spannend!

Zumindest für kurze Zeit. Denn die nächste langatmige Stelle lässt nicht auf sich warten. Und genau das ist mein Problem mit diesem Buch. Die Charaktere fand ich super. Ellen war mir persönlich nicht unbedingt sympathisch, aber ich fand ihren Charakter unglaublich interessant. Gemeinsam mit Nico und den ganzen Geheimnissen, die hinter dem Verschwinden stecken, hatte das Buch so unglaublich viel Potenzial. Und das wurde leider einfach nicht ausgeschöpft.

FAZIT

„Die Kunst des Verschwindens“ beginnt absolut genial. Sowohl der Schreibstil als auch die Story legen so einen guten Start hin, dass ich wirklich glaubte, das wird ein Jahreshighlight. Aber dann baut die Handlung leider sehr ab. Ich fand den Spannungsbogen der Geschichte extrem durchwachsen. Es gab einige spannende Momente, wo ich mich sehr aufs weiterlesen gefreut habe. Aber dann gab es auch sehr langatmige Passagen, die ich am liebsten übersprungen hätte. Insgesamt verspricht das Buch mehr als es ist.

Eure Kate
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2 comments

  • Zeilentänzerin says:

    Hallo Kate, ich habe deine Rezension nur überflogen, weil das mein nächstes Buch sein wird. Ich bin dann nach dem Lesen sehr gespannt, wie es mir erging und dann schaue ich erneut hier rein =)

    Zeilentänzerin

    Reply
    • Kate says:

      Hallöchen,
      ich hoffe doch, dass dir das Buch besser gefallen wird als mir. Ich hatte wohl einfach zu hohe Erwartungen.
      Liebste Grüße

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