Sammelrezension: „True Crime“ und „Meine Schwester, die Serienmörderin“

Tatsächlich gab es schon eine ganze Weile keine Sammelrezension mehr auf Kate in writing, aber diesmal habe ich direkt hintereinander zwei Bücher gelesen, die thematisch in eine ähnliche Richtung gehen und zu denen ich nicht unbedingt viel zu sagen habe. Da bietet sich das ja ganz gut an. „True Crime“ von Romy Hausmann hat mir richtig gut gefallen, dagegen war „Meine Schwester, die Serienmörderin“ eher so mittelmäßig. So viel schonmal vorweg.

„True Crime“ von Romy Hausmann

Real existierende Kriminalfälle finde ich super spannend. Deshalb habe ich in der Buchhandlung ganz spontan zu diesem Buch gegriffen, in dem Hausmann sich mit tatsächlich passierten Kriminalfällen auseinandersetzt und sie auf erzählerische Weise wiedergibt.

Mit den hier versammelten Fallerzählungen führt Romy Hausmann den Beweis, dass kein Thrillerautor auch nur annähernd so bizarre Verbrechen schreiben kann wie das Leben. In einfühlsamen Gesprächen mit Angehörigen und Opfern, Tätern und Ermittlern, mit renommierten Richtern, Forensikern, Medizinern und Traumaexperten spürt sie den Fragen hinter dem Offensichtlichen nach. Die Ergebnisse dieser Gespräche verdichtet sie zu einer sehr persönlichen Tagebucherzählung über die Macht der Gefühle von Opfern und Hinterbliebenen, zerstörte Leben und den Versuch, einen Abschluss zu finden. 
Quelle: dtv

In diesem Buch finden wir nicht nur eine Aneinanderreihung von aufgeklärten und unaufgeklärten Kriminalfällen, sondern zwischendrin finden wir auch immer wieder E-Mails, die Hausmann von Angehörigen erhalten hat, Tagebucheinträge der Autorin, die zeigen, wie nahe ihr diese Fälle gehen, und Interviews von unterschiedlichen Expert*innen. Diesen Mix fand ich sehr gelungen, weil man sich nicht nur mit traurigen Schicksalen auseinandersetzen muss, sondern auch Hintergründe beleuchtet werden. Ich habe in diesem Buch einiges gelernt und vor allem auch gemerkt, dass die Schicksale der Toten und vor allem auch Angehörigen auch an einer Autorin, die diese „nur“ zusammenträgt, nicht spurlos vorbeigehen.

Im Zentrum des ganzen Buches steht der Todesfall Phoebe Handsjuk. Hausmann tauscht sich mit der Mutter der Verstorbenen aus und lernt Phoebe durch Erzählungen kennen. Man merkt durch die Tagebucheinträge, dass Hausmann immer mehr in die Geschehnisse eintaucht, immer mehr Sympathien aufbaut. Sie sagt selbst einmal, dass es ihr immer schwerer fällt, sachlich zu bleiben, je mehr sie in den unterschiedlichen Fällen versinkt.

Das macht alles so nahbar. Nicht jeder nacherzählte Kriminalfall ist auf die gleiche Art spannend. Aber in Kombination mit den Tagebucheinträgen, mit den Gedanken der Autorin und den Fragen, die sie sich stellt, und mit den Interviews mit Expert*innen im Nachgang, bekommen die Nacherzählungen ein völlig neues Niveau.

„True Crime“ ist kein Buch, das mir besonders lange im Kopf bleiben wird. Zwar verfolgen wir hier die traurigen Schicksale real existierender Menschen, aber dennoch ist dies natürlich kein Roman, in dem wir als Leser*innen eine Beziehung zu den Charakteren aufbauen. Das Buch wird also nicht nachhaltig präsent bleiben. Dennoch hat mir das Lesen unglaublich viel gegeben. Ich habe neue psychologische Fachbegriffe gelernt, neue Abgründe der Menschen erkundet, und das hatte doch sehr viel schauriges Unterhaltungspotenzial.


„Meine Schwester, die Serienmörderin“ von Oyinkan Braithwaite

Vor fast genau einem Jahr habe ich das Buch „Das Baby ist meins“ der Autorin gelesen. Schon das hat mir leider nicht so sehr gefallen. Zwar bin ich nur so durch die Seiten geflogen, aber so richtig begeistern konnte mich der Inhalt nicht. Weil aber „Meine Schwester, die Serienmörderin“ den eigentlichen Hype um die Autorin ausgelöst hat, wollte ich dieses Buch auch unbedingt noch lesen.

Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist das Lieblingskind, unglaublich schön — und sie hat die Angewohnheit, ihre Männer umzubringen. Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig hinter ihrer Schwester aufzuräumen: die Krankenschwester kennt die besten Tricks, um Blut zu entfernen, und ihr Kofferraum ist groß genug für eine Leiche. Dann verknallt sich natürlich auch Tade, der hübsche Arzt aus dem Krankenhaus, in Ayoola, der doch eigentlich für Korede bestimmt ist. Jetzt muss die sich fragen, wie gefährlich ihr Schwester wirklich ist — und wen sie hier eigentlich vor wem beschützt.
Quelle: Blumenbar

Der Fokus in diesem Roman liegt auf der Beziehung der beiden Schwestern. Ayoola ist eine Frau, die sich nicht allzu viele Sorgen oder Gedanken macht. Sie lebt in den Tag hinein und bringt dabei immer wieder ihre Männer um. Allzu große Sorgen, dass sie erwischt wird, scheint sie sich dabei nicht zu machen. Vermutlich weil sie sich voll und ganz darauf verlässt, dass Korede ihre Sauerei regelt.

Korede hingegen kommt mit ihrer Rolle der Vertuscherin nicht ganz so gut zurecht. Der letzte Mord ihrer Schwester hängt ihr nach, der Tote taucht immer wieder in ihren Träumen auf. Erst später wird ihr klar, woran das liegt: Ayoola scheint mit jedem Mord abgeklärter und emotionsloser zu werden.

Insgesamt passiert in diesem Buch nicht viel. Und das, das passiert, geschieht in rascher Abfolge. Spannung ist für mich dabei nicht wirklich aufgekommen. Auch wenn man sich natürlich die ganze Zeit fragt, ob Ayoola auch Tade, Koredes heimlichen Schwarm, umbringen wird. Man wartet nur darauf, dass es geschieht. Aber es ist nicht dieses ungeduldige Warten, dieses spannungsgeladene Lesen, bei dem man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Es ist eher eine Gewissheit, dass es passieren wird und die frage ist nur, wann.

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich zu diesem Buch noch sagen soll. Ich empfand es als ziemlich nichtssagend, es hat mir nicht unbedingt was gegeben. Ich habe es fertig gelesen, weil es recht kurz ist und eben auch nicht schlecht war. Aber es ist so ein vollkommen mittelmäßiges Buch, das mir garantiert nicht lange im Kopf bleiben wird. Und damit gibt es hier mal einen Buchhype, auf den ich absolut nicht aufspringen kann.


Fazit zur Crime Lese-Session

Eigentlich war so eine kleine Crime-Session gar nicht geplant. Aber nachdem ich „True Crime“ beendet hatte, war mir nach einer weiteren spannenden Lektüre. „Meine Schwester, die Serienmörderin“ erschien mir da als ganz gute Wahl. Weil es relativ kurz ist und ich dann nicht nach Jahren der Pause von spannungsgeladenen Büchern einen Thriller-Overload bekommen würde. Leider hat sich die Wahl ja nicht als besonders sinnvoll herausgestellt, um meine aufkommende Crime-Lust zu befriedigen. Dafür hat mich „True Crime“ richtig gut unterhalten und ein Schnitt von einem guten Buch von zwei ist doch gar nicht so schlecht.

Eure Kate
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