Werbung. Leute, ich bin so gehyped. Endlich kommen die Vampire zurück! Letztes Jahr dachte ich noch, „Crave“ würde das einzige Vampir-Buch bleiben und war sehr enttäuscht, weil es überhaupt nicht mein Fall war. Aber wie es scheint, war „Crave“ nur der Anfang einer langen Reihe an neuen Vampirromanen, die ich mir alle nacheinander vornehmen möchte. Den Anfang der Vampir-Reise macht nun „All Lovers Lost“ von Madeleine Puljic. An dieser Stelle vielen Dank an den Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar.
Meine Meinung
Wenn ich an Vampire denke, dann ist da als allererstes Twilight. Weil diese Reihe mich zum ersten Mal so richtig zum Fan gemacht hat. Aber ich denke auch an Vampire wie in „No Pflock“, also um einiges düsterer, erwachsener. Und ich denke, genau das erwarte ich von Vampirromanen mittlerweile. Weil ich dem romantisierten Vampir ein bisschen entwachsen bin. Versteht mich nicht falsch. Es darf romantisch sein, unbedingt sogar! Aber auf eine erwachsene Weise. Und eben nicht auf eine romantisierte toxische Art. Deshalb hat mich der Klappentext von „All Lovers lost“ so angesprochen. Weil es nach einer spannenden, romantischen Geschichte für Erwachsene klang.
Die Hamburger Medizinstudentin Sina ist ebenso geschockt wie fasziniert, als sie herausfindet, wer der Mann wirklich ist, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat. Denn Lazar ist ein Vampir – und er bietet Sina weitaus mehr als nur Unsterblichkeit in ewiger Nacht.
Doch der Traum von Liebe wird zum Albtraum, als die beiden auf brutale Weise voneinander getrennt werden. Auf sich allein gestellt in einem Leben, das ihren Prinzipien in allem widerspricht, muss Sina entscheiden, wer sie wirklich sein will: eine verfolgte Kreatur, die der Vergangenheit nachtrauert – oder eine Jägerin, die nach völlig neuen Regeln spielt.
Quelle: Knaur
Die Handlung
Habe ich diese spannende, romantische Geschichte auch bekommen? Naja, geht so, ehrlich gesagt. Besonders romantisch ist das Buch nicht, was auch vollkommen okay ist. Sina und Lazar lernen sich in einem Club kennen. Er ist sofort von ihr fasziniert und kann es sich selbst nicht erklären, da er sich von Menschen für gewöhnlich fernhält. Ich hatte das Gefühl, Sina ist nicht ganz so schnell Feuer und Flamme für ihn, aber auch bei ihr entwickelt sich Anziehung. Und auch wenn diese Liebesgeschichte im Mittelpunkt steht, denn nur durch sie taucht Sina in die Welt der Vampire ein, ist sie nicht überpräsent. Sie nimmt nicht die komplette Handlung ein. Und das fand ich ganz toll, weil so Platz geschaffen wurde für eine gewisse Spannung.
Die Spannung hat dann leider etwas auf sich warten lassen. Es geht am Anfang vor allem um Sinas Medizinstudium, ihre Arbeit im Krankenhaus. Aber auch um Lazar, wir lernen seine Jagdmethoden kennen. Denn Lazar sucht sich seine Opfer nach ganz bestimmten Kriterien aus. Er nimmt meistens Menschen, die man wohl als Abschaum bezeichnen kann. Menschen, bei denen niemandem auffällt, dass sie Wissenslücken haben oder etwas anders ist. Aber Lazar tötet auch nicht, denn Leichen würden ja auffallen.
Es passiert anfangs also nicht besonders viel, außer dass Sina herausfindet, was Lazar ist und in die Vampir-Welt eintaucht. „Herausfinden“ ist hier eigentlich das falsche Wort, denn der Lazar, der so übervorsichtig ist, damit er ja nicht auffliegt und von seinen Feinden gejagt wird, erzählt es Sina einfach. Er erzählt Sina, was er ist und denkt noch nicht einmal besonders viel darüber nach. Ich persönlich konnte das nicht ganz so gut nachvollziehen. Aber zum Thema „nachvollziehen“ kommen wir noch.
So richtig kommt Spannung erst auf, als Lazars Feinde dann auch auftauchen, besser gesagt: Die Feinde der Vampire. Denn wo es unsterbliche Blutsauger gibt, da muss man nach einem Feind, der Jagd auf sie macht, nicht lange suchen. Und genau das passiert hier. Und das bleibt nicht die einzige Front, mit der es Lazar aufnehmen muss. Es gibt mehrere Parteien, die ihre unterschiedlichen Ziele verfolgen und einen unterschiedlichen Grad an Skrupel haben. Dass es da kracht, kann man eigentlich schon vorhersehen. Und genau das mochte ich an dem Buch. Weil sich niemand so richtig in die Karten hat schauen lassen. Durch für mich sehr überraschende Wendungen wurde das noch abgerundet.
Der Schreibstil
Wartet ihr auf ein „aber“? Falls ja, hier kommt es. Es ist ein mittelschweres „aber“. Denn obwohl ich das Buch nach einem Drittel ziemlich spannend fand, hat es mich emotional nicht wirklich berührt. Ich habe mir schon am Anfang wahnsinnig schwer getan, überhaupt in die Geschichte reinzufinden. Das liegt vor allem an dem ziemlich nüchternen Schreibstil. Mir kam das Buch schon fast sachlich geschrieben vor. Als würde ich einen Bericht lesen. Ich habe mich überhaupt nicht in die Handlung involviert gefühlt. Und dadurch habe ich auch nicht mit den Charakteren mitfühlen müssen. Ich bin wahnsinnig nah am Wasser gebaut und in diesem Buch hätte es ein/zwei Stellen gegeben, die mich definitiv zu Tränen gerührt hätten. Wenn ich auch nur irgendwelche Emotionen für die Charaktere übrig gehabt hätte. Hatte ich leider nicht, weil sie bis zum Schluss Fremde für mich geblieben sind.
FAZIT
„All Lovers lost“ war nicht ganz das, was ich mir von diesem Buch erhofft hatte. Es war zwar durchaus spannend, hat mich aufgrund des nüchternen Schreibstils aber kaum emotional berührt. Dadurch hat das Buch meiner Meinung nach viel Potenzial verschenkt. Aber ich glaube durchaus, dass das nur ein sehr subjektiver, persönlicher Eindruck ist. Deshalb würde ich das Buch dennoch als Leseempfehlung sehen, denn ich glaube, dass einige Leser*innen durchaus empfänglich für diese Art des Schreibens sind.