»Violet und Bones« von Sophie Cleverly

Wer­bung. Erst vor kur­zem habe ich »Taras Augen« rezen­siert und jetzt liegt hier schon das nächs­te mixtvi­si­on-Buch auf mei­nem Rezen­si­ons­sta­pel. Die Bücher aus die­sem Ver­lag sind immer etwas ganz beson­de­res. Vor allem wegen der phä­no­me­na­len Gestal­tung, aber auch inhalt­lich machen sie viel her. Mei­ne Lieb­lin­ge wie »Blitz­ein­schlag im Ter­ri­to­ri­um« und »Insel der Wai­sen« hin­ter­las­sen gro­ße Fuß­ab­drü­cke. Kann »Vio­let und Bones« da mithalten?

Meine Meinung

Als ich »Vio­let und Bones« gese­hen habe, muss­te ich sofort an »Elo­na Hol­mes« den­ken. Ich habe die Bücher zwar nicht gele­sen, aber auf den ers­ten Blick ähneln sich die Bücher the­ma­tisch und in der his­to­ri­schen Ein­ord­nung doch sehr. Des­halb war ich sofort ein biss­chen neu­gie­rig auf das Buch.

Nichts nervt Vio­let Veil mehr, als immer brav zu Hau­se blei­ben zu müs­sen und als Mäd­chen nicht ernst genom­men zu wer­den. Dabei wäre sie so ger­ne Lehr­ling im Bestat­tungs­un­ter­neh­men ihres Vaters! Und gar ein guter! Eines Nachts sieht sie einen Jun­gen auf dem Fried­hof her­um­ir­ren – es ist Oli­ver, der eben noch mau­se­tot auf dem Lei­chen­tisch ihres Vaters lag. Wie das? War es Mord? Die Drei­zehn­jäh­ri­ge ist wild ent­schlos­sen, dem Rät­sel auf den Grund zu gehen. Zusam­men mit ihrem treu­en Wind­hund Bones ver­folgt sie mutig jede Spur und lan­det dabei in den düs­ters­ten Ecken Londons.Quelle: mixtvi­si­on

Nach dem Klap­pen­text habe ich hier ganz klar eine Detek­tiv-Geschich­te erwar­tet - mit einem Hund als Beglei­ter, was für mich sowie­so schon ein über­zeu­gen­des Argu­ment war. Was ich nicht erwar­tet habe ist zum Einen, wie femi­nis­tisch ange­haucht das Buch doch ist. Wobei ich mir das nach Lesen des Klap­pen­tex­tes schon hät­te den­ken kön­nen, denn Vio­lets Pro­blem ist ganz klar, dass sie ein Mäd­chen ist und dadurch ihre Mei­nung nichts Wert ist. Zum Ande­ren habe ich nicht erwar­tet, dass es ein biss­chen über­sinn­lich wer­den würde.

Ein Mädchen, das mehr sein will

Die Kulis­se des Fried­hofs hat mir von Anfang an gut gefal­len. Es gibt dem gan­zen Buch etwas schau­ri­ges und irgend­wie auch skur­ri­les. Die­se Atmo­sphä­re moch­te ich sehr. Hin­zu kommt die Toch­ter eines Bestat­ters, die sich nichts sehn­li­cher wünscht, als ihrem Vater bei sei­nem Beruf bei­zu­ste­hen, ein »voll­wer­ti­ges« Fami­li­en­mit­glied zu sein. Vio­let will ein­fach mehr als bloß ein Mäd­chen sein, wie es zur dama­li­gen Zeit ganz üblich war. Ich mag es sehr, wenn sich Prot­ago­nis­tin­nen nicht mit ihrem Schick­sal zufrie­den geben und für mehr kämpfen.

Des­halb hat es mich auch nicht über­rascht, als Vio­let kur­zer­hand die Ermitt­lungs­ar­beit über­nimmt, als Oli­ver - ein Jun­ge, der für tot gehal­ten wird - quick­le­ben­dig mit­ten auf dem Fried­hof steht. Und es hat mich auch nicht über­rascht, dass ihr dabei Stei­ne in den Weg gelegt wer­den, die Vio­let aber gekonnt übergeht.

Ermittlungsarbeit

Es war schön zu beob­ach­ten, wie Vio­let in den Ermitt­lun­gen nach dem Mör­der, der auch ver­sucht hat Oli­ver umzu­brin­gen, auf­geht. Wie sie alles ver­sucht, um der Wahr­heit näher zu kom­men. Mein High­light war dabei ganz klar Bones, der Wind­hund, der stän­dig aus­reißt und dann aber genau das rich­ti­ge tut - wie zum Bei­spiel ein paar hand­be­schrie­be­ne Blät­ter zu stehlen.

Eine Gabe?

Ich habe ja schon erwähnt, dass ich nicht mit Vio­lets Gabe gerech­net habe. Wer sich nicht spoi­lern las­sen möch­te, soll­te von hier aus direkt zum Fazit sprin­gen, denn auch der nächs­te Abschnitt wird ein biss­chen spoilern.

Jeden­falls ist Vio­lets Gabe, dass sie die Toten hören kann. Was in Anbe­tracht des­sen, dass sie auf dem Fried­hof lebt und nach einem Mör­der sucht, unglaub­lich span­nend ist. Lei­der kam mir die­ser Aspekt der Geschich­te ein biss­chen zu kurz. Die Gabe wur­de gefühlt nur erwähnt. Vio­let konn­te sie im Buch zwar ein-/zwei­mal anwen­den, aber wirk­lich hilf­reich zur Lösung des Falls hat sie nicht bei­getra­gen. Und das fin­de ich wirk­lich scha­de, weil die­se Gabe so viel mehr hät­te her­ge­ben kön­nen. Aber viel­leicht wird es ja eine Fort­set­zung geben, in der sie mehr zur Gel­tung kom­men wird.

Auf der Spur des Täter

Ich möch­te an die­ser Stel­le noch kurz erwäh­nen, dass »Vio­let und Bones« kein rich­ti­ger Detek­tiv­ro­man ist. Ich wür­de das Buch fast eher als Aben­teu­er­ro­man bezeich­nen, der sich den Trench­coat eines Detek­tivs umge­legt hat. Auch hier könn­ten wie­der Spoi­ler lau­ern, nur als Vorwarnung.

Die Suche nach dem Mör­der ist durch­aus span­nend. Das liegt aber vor allem dar­an, was Vio­let, Oli­ver und Bones auf der Suche pas­siert, wel­che Stei­ne ihnen in den Weg gelegt wer­den und letzt­end­lich auch dar­an, dass ihr Vater des Mor­des beschul­digt wird und Vio­let sei­ne Unschuld bewei­sen muss. Es liegt weni­ger am Rät­seln selbst, denn zu rät­seln gab es wäh­rend dem Lesen nicht viel. Man wird hier nicht auf meh­re­re Fähr­ten gelockt und muss sich als Leser zusam­men­rei­men, wer der Mör­der sein könn­te. Es gibt nicht vie­le Ver­däch­ti­ge und am Ende auch kei­ne gro­ße Über­ra­schung. Wer es letzt­end­lich ist, ist in die­sem Buch eher neben­säch­lich. Es geht viel mehr um die Cha­rak­te­re, um Bones und dar­um, dass Vio­let sich bewei­sen muss.

Fazit

Ich habe erwar­tet, bei die­sem Buch ein biss­chen mehr rät­seln zu kön­nen. Habe also eher einen rich­ti­gen Detek­tiv­ro­man erwar­tet. Dass ich den nicht bekom­men habe, ist ein biss­chen scha­de. Dafür durf­te ich in Vio­lets Welt ein­tau­chen, für kur­ze Zeit auf einem Fried­hof leben und dabei zuse­hen, wie sie ihre Fami­lie ret­tet. Und genau das hat doch Spaß gemacht. »Vio­let und Bones« ist also ein biss­chen anders als ich es erwar­tet habe, aber des­we­gen nicht schlech­ter. Ich hat­te Spaß beim Lesen und das ist bei allen fälsch­li­chen Erwar­tun­gen doch die Hauptsache.

Wie auch »Als wir tan­zen lern­ten« von Nico­la Yoon wur­de die­ses Buch von Sophie Cle­ver­ly geschrie­ben, als sie einen Ver­lust zu ver­ar­bei­ten hat­te. Ich fin­de es ganz schön, dass die Autorin das The­ma Tod ver­ar­bei­tet, in dem sie genau dar­über schreibt. Über einen Fried­hof, den Tod und ein Mäd­chen, das über sich selbst hinauswächst.

Eure Kate
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2 comments

  • Zeilentänzerin says:

    Hey Kate, zunächst mag ich dein Bei­trags­bild total ger­ne! Das Buch scheint ein wich­ti­ges The­ma zu behan­deln und das gefällt mir. Auch wenn nicht alles dei­nen Erwar­tun­gen ent­spro­chen hat, konn­te dich zumin­dest die Prot­ago­nis­tin über­zeu­gen und die Sto­ry ins­ge­samt überzeugen.

    Zei­len­tän­ze­rin

    Reply
    • Kate says:

      Hal­lö­chen,
      vie­len Dank für das Kom­pli­ment mit dem Bild!
      Du fasst genau das zusam­men, was ich mit dem Bei­trag aus­drü­cken woll­te. Es war nicht ganz so wie ich es erwar­tet hat­te, hat mir aber trotz­dem ein paar schö­ne Lese­stun­den geschenkt.
      Liebs­te Grü­ße, Kate

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