Werbung. Erst vor kurzem habe ich „Taras Augen“ rezensiert und jetzt liegt hier schon das nächste mixtvision-Buch auf meinem Rezensionsstapel. Die Bücher aus diesem Verlag sind immer etwas ganz besonderes. Vor allem wegen der phänomenalen Gestaltung, aber auch inhaltlich machen sie viel her. Meine Lieblinge wie „Blitzeinschlag im Territorium“ und „Insel der Waisen“ hinterlassen große Fußabdrücke. Kann „Violet und Bones“ da mithalten?
Meine Meinung
Als ich „Violet und Bones“ gesehen habe, musste ich sofort an „Elona Holmes“ denken. Ich habe die Bücher zwar nicht gelesen, aber auf den ersten Blick ähneln sich die Bücher thematisch und in der historischen Einordnung doch sehr. Deshalb war ich sofort ein bisschen neugierig auf das Buch.
Nichts nervt Violet Veil mehr, als immer brav zu Hause bleiben zu müssen und als Mädchen nicht ernst genommen zu werden. Dabei wäre sie so gerne Lehrling im Bestattungsunternehmen ihres Vaters! Und gar ein guter! Eines Nachts sieht sie einen Jungen auf dem Friedhof herumirren – es ist Oliver, der eben noch mausetot auf dem Leichentisch ihres Vaters lag. Wie das? War es Mord? Die Dreizehnjährige ist wild entschlossen, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Zusammen mit ihrem treuen Windhund Bones verfolgt sie mutig jede Spur und landet dabei in den düstersten Ecken Londons.Quelle: mixtvision
Nach dem Klappentext habe ich hier ganz klar eine Detektiv-Geschichte erwartet – mit einem Hund als Begleiter, was für mich sowieso schon ein überzeugendes Argument war. Was ich nicht erwartet habe ist zum Einen, wie feministisch angehaucht das Buch doch ist. Wobei ich mir das nach Lesen des Klappentextes schon hätte denken können, denn Violets Problem ist ganz klar, dass sie ein Mädchen ist und dadurch ihre Meinung nichts Wert ist. Zum Anderen habe ich nicht erwartet, dass es ein bisschen übersinnlich werden würde.
Ein Mädchen, das mehr sein will
Die Kulisse des Friedhofs hat mir von Anfang an gut gefallen. Es gibt dem ganzen Buch etwas schauriges und irgendwie auch skurriles. Diese Atmosphäre mochte ich sehr. Hinzu kommt die Tochter eines Bestatters, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ihrem Vater bei seinem Beruf beizustehen, ein „vollwertiges“ Familienmitglied zu sein. Violet will einfach mehr als bloß ein Mädchen sein, wie es zur damaligen Zeit ganz üblich war. Ich mag es sehr, wenn sich Protagonistinnen nicht mit ihrem Schicksal zufrieden geben und für mehr kämpfen.
Deshalb hat es mich auch nicht überrascht, als Violet kurzerhand die Ermittlungsarbeit übernimmt, als Oliver – ein Junge, der für tot gehalten wird – quicklebendig mitten auf dem Friedhof steht. Und es hat mich auch nicht überrascht, dass ihr dabei Steine in den Weg gelegt werden, die Violet aber gekonnt übergeht.
Ermittlungsarbeit
Es war schön zu beobachten, wie Violet in den Ermittlungen nach dem Mörder, der auch versucht hat Oliver umzubringen, aufgeht. Wie sie alles versucht, um der Wahrheit näher zu kommen. Mein Highlight war dabei ganz klar Bones, der Windhund, der ständig ausreißt und dann aber genau das richtige tut – wie zum Beispiel ein paar handbeschriebene Blätter zu stehlen.
Eine Gabe?
Ich habe ja schon erwähnt, dass ich nicht mit Violets Gabe gerechnet habe. Wer sich nicht spoilern lassen möchte, sollte von hier aus direkt zum Fazit springen, denn auch der nächste Abschnitt wird ein bisschen spoilern.
Jedenfalls ist Violets Gabe, dass sie die Toten hören kann. Was in Anbetracht dessen, dass sie auf dem Friedhof lebt und nach einem Mörder sucht, unglaublich spannend ist. Leider kam mir dieser Aspekt der Geschichte ein bisschen zu kurz. Die Gabe wurde gefühlt nur erwähnt. Violet konnte sie im Buch zwar ein-/zweimal anwenden, aber wirklich hilfreich zur Lösung des Falls hat sie nicht beigetragen. Und das finde ich wirklich schade, weil diese Gabe so viel mehr hätte hergeben können. Aber vielleicht wird es ja eine Fortsetzung geben, in der sie mehr zur Geltung kommen wird.
Auf der Spur des Täter
Ich möchte an dieser Stelle noch kurz erwähnen, dass „Violet und Bones“ kein richtiger Detektivroman ist. Ich würde das Buch fast eher als Abenteuerroman bezeichnen, der sich den Trenchcoat eines Detektivs umgelegt hat. Auch hier könnten wieder Spoiler lauern, nur als Vorwarnung.
Die Suche nach dem Mörder ist durchaus spannend. Das liegt aber vor allem daran, was Violet, Oliver und Bones auf der Suche passiert, welche Steine ihnen in den Weg gelegt werden und letztendlich auch daran, dass ihr Vater des Mordes beschuldigt wird und Violet seine Unschuld beweisen muss. Es liegt weniger am Rätseln selbst, denn zu rätseln gab es während dem Lesen nicht viel. Man wird hier nicht auf mehrere Fährten gelockt und muss sich als Leser zusammenreimen, wer der Mörder sein könnte. Es gibt nicht viele Verdächtige und am Ende auch keine große Überraschung. Wer es letztendlich ist, ist in diesem Buch eher nebensächlich. Es geht viel mehr um die Charaktere, um Bones und darum, dass Violet sich beweisen muss.
Fazit
Ich habe erwartet, bei diesem Buch ein bisschen mehr rätseln zu können. Habe also eher einen richtigen Detektivroman erwartet. Dass ich den nicht bekommen habe, ist ein bisschen schade. Dafür durfte ich in Violets Welt eintauchen, für kurze Zeit auf einem Friedhof leben und dabei zusehen, wie sie ihre Familie rettet. Und genau das hat doch Spaß gemacht. „Violet und Bones“ ist also ein bisschen anders als ich es erwartet habe, aber deswegen nicht schlechter. Ich hatte Spaß beim Lesen und das ist bei allen fälschlichen Erwartungen doch die Hauptsache.
Wie auch „Als wir tanzen lernten“ von Nicola Yoon wurde dieses Buch von Sophie Cleverly geschrieben, als sie einen Verlust zu verarbeiten hatte. Ich finde es ganz schön, dass die Autorin das Thema Tod verarbeitet, in dem sie genau darüber schreibt. Über einen Friedhof, den Tod und ein Mädchen, das über sich selbst hinauswächst.
Hey Kate, zunächst mag ich dein Beitragsbild total gerne! Das Buch scheint ein wichtiges Thema zu behandeln und das gefällt mir. Auch wenn nicht alles deinen Erwartungen entsprochen hat, konnte dich zumindest die Protagonistin überzeugen und die Story insgesamt überzeugen.
Zeilentänzerin
Hallöchen,
vielen Dank für das Kompliment mit dem Bild!
Du fasst genau das zusammen, was ich mit dem Beitrag ausdrücken wollte. Es war nicht ganz so wie ich es erwartet hatte, hat mir aber trotzdem ein paar schöne Lesestunden geschenkt.
Liebste Grüße, Kate