Die 1.001 Klischees in „Crave“ von Tracy Wolff

Werbung. Bevor ich mit meiner Rezension starte, die nicht positiv ausfallen wird, möchte ich deutlich erwähnen, dass ich hier nur meine ganz persönlichen Eindrücke schildere. „Crave“ erfährt vor allem auf Instagram einen riesigen Hype und ich möchte hier keinem ein Highlight absprechen. Ich persönlich fand es nur einfach überhaupt nicht gut.

KLAPPENTEXT

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern verschlägt es Grace buchstäblich ins kalte Exil: die Wildnis von Alaska, wo ihr Onkel ein Internat leitet, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Und die Schüler sind nicht weniger mysteriös, allen voran Jaxon Vega, zu dem Grace sich auf unerklärliche Weise hingezogen fühlt – trotz aller Warnungen, dass sie in seiner Nähe nicht sicher ist. Doch Jaxon hat seinen Ruf nicht umsonst: Je näher sie und der unwiderstehliche Bad Boy einander kommen, desto größer wird die Gefahr für Grace. Offensichtlich hat jemand es auf sie abgesehen …
Quelle: dtv

MEINE MEINUNG

Der Klappentext macht schon ziemlich deutlich, dass dieses Buch klischeehaft sein wird. Und bevor hier jetzt jemand schreit „Wie kannst du etwas kritisieren, das von vornherein offensichtlich war“ möchte ich sagen: Ja, mir war klar, dass in „Crave“ viele Klischees zu finden sein werden. Und ja, ich habe mich bewusst darauf eingelassen, weil ich sogar Lust auf einen klischeehaften Vampirroman hatte. Aber Tracy Wolff ist mit „Crave“ (meiner Meinung nach) deutlich über das Ziel hinausgeschossen.

GRACE

Fangen wir doch direkt mit der Protagonistin an. Die fand ich nämlich sehr flach. Sie hatte keine Ecken und Kanten und meiner Meinung nach auch absolut keine Persönlichkeit. Sie wird ganz klar von der Handlung gesteuert und verhält sich, wie es für die Geschichte gerade relevant ist, nicht wie es für ihren Charakter passen würde (welcher Charakter?). Ehrlich gesagt empfand ich es dadurch als ziemlich langweilig, ihre Geschichte zu lesen. Sie hinterfragt nämlich auch nichts. Es wird von Anfang an ziemlich schnell klar, dass im Katmere Internat nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Aber Grace hinterfragt, wie gesagt, nichts. Es kommt ihr kurz komisch vor und dann macht sie weiter als wäre nichts gewesen. Wer handelt denn so?

Und zum Klischee bei Grace: Sie ist die ach so normale Protagonistin, die natürlich überraschenderweise vom Love Interest super sexy empfunden wird. Es gibt am Ende ein paar Szenen aus Jaxons Sicht, in denen er darüber nachdenkt, was er an Grace so mag. Und das sind zum Beispiel ihre sexy Kurven. Joa, könnte man romantisch finden. Oder auch nicht.

JAXON MIT X

Kommen wir zum männlichen Protagonisten und wie ihr euch vorstellen könnt, gibt es auch da einiges zu sagen. Zunächst einmal der Name. Ist Jackson zu unsexy? Muss er mit x geschrieben werden, um schon am Namen deutlich zu machen, wie besonders er ist?

Abgesehen davon hat Jaxon ziemlich viel von Edward aus „Twilight“. Allerdings ist Jaxon tatsächlich noch um einiges schlimmer, und ich hätte wirklich nicht gedacht, dass das geht. Jaxon ist wahnsinnig „beschützerisch“, dadurch aber auch übergriffig. Außerdem ist er so „Mein Leben ist zu gefährlich für dich“ und „Ich kann nicht ohne dich“, was ich extrem nervig fand und auch nicht nachvollziehbar, weil die Umschwünge so plötzlich kamen. Dadurch ist die Liebesbeziehung auch sehr toxisch (für mein Empfinden), aber dazu später mehr.

MACEY, DER 0815-SIDEKICK

Macey ist Grace‘ Cousine. Anfangs kam sie mir noch sehr sympathisch vor, aber sie entwickelte sich immer mehr zu diesem klassischen sexy, selbstbewussten Sidekick. Sie erinnerte mich sehr an die ganzen typischen coolen Mitbewohnerinnen der Protagonistinnen in College-Romanzen. Die Partygängerinnen, die die Protagonistinnen dazu animieren, mehr aus sich rauszukommen. Dieses Bild hat sich extrem vor die Macey geschoben, die ich anfangs noch sehr sympathisch fand. Dadurch hatte sie für mich auch nicht besonders viel Tiefe.

Weitere Charaktere kommen zwar vor, nehmen in der Geschichte aber nicht viel Raum ein. Der Fokus ist wirklich extrem auf Grace und Jackson gelegt. Was auf dem Internat mit anderen Schülern passiert, erfährt man fast nie.

TOXISCHE LIEBESBEZIEHUNG

Ich habe ja schon erwähnt, dass ich die Liebesbeziehung als toxisch empfand. Das fängt schon damit an, dass Jaxon ach so gefährlich sein soll. Grace wird von allen vor Jaxon gewarnt, dass sie sich besser von ihm fernhalten soll. Sogar er selbst warnt sie. Natürlich nimmt sie die Warnungen überhaupt nicht ernst. Und wie von Zauberhand vergessen Jaxon und Macey die Warnungen. Er beginnt Zeit mit Grace zu verbringen, sie gibt Grace Tipps, wie sie ihn am besten rumkriegt. Also das empfand ich schon als etwas fragwürdig.

Aber so richtig toxisch ist Jaxons Verhalten Grace gegenüber und ihre Abhängigkeit von ihm. Es gibt einige Beispiele, wie zum Beispiel das mit den „sexy Kurven“, das ich schon erwähnt habe. Natürlich kann ein Mann eine Frau sexy finden, aber in dieser Szene wirkte Grace so sehr auf ihre sexy Kurven reduziert, dass ich wirklich hoffe, dass junge Mädchen, die das Buch lesen, das nicht romantisieren. Ebenso wie eine Szene, die ich nicht nur extrem komisch fand, sondern vor allem fragwürdig. Grace und Jaxon kommen sich endlich näher. Und Grace sagt: „Ich brauche dich.“ Ziemlich eindrücklich und mehrmals. In meinem romantischen Hirn dachte ich, sie braucht seine Nähe, einen Kuss oder so etwas. Was sie mit „Ich brauche dich“ wirklich meint, ist: „Ich brauche es, dass du mir in den Hals beißt und mein Blut trinkt.“ Und mein romantisches Hirn so: WTF?!

Und mehr habe ich zu dieser schrägen Situation nicht zu sagen.

DAS SETTING

Jetzt kommen wir zu etwas weniger Klischee, aber zu einer Sache, die ich extrem schade fand. Die Geschichte spielt an dem Katmere Internat. Ein Internat für Übernatürliche, was aus dem Klappentext schon deutlich wird. Ich hatte also Bilder im Kopf von magischen Unterrichtsstunden und jeder Menge Übernatürlichem auf den Schulfluren. Tatsächlich spielt das Internat an sich aber kaum eine Rolle. Grace besucht auch erst nach 250 Seiten zum ersten Mal den Unterricht. Und auch danach spielt die Schule überhaupt keine Rolle. Fand ich sehr schade, weil ich mir von einem Buch über ein übernatürliches Internat anderes erhofft habe.

DIE HANDLUNG

Wie bereits erwähnt, fand ich es schade, dass die Schule so wenig vorkommt. Aber auch abgesehen davon hat sich das Buch ziemlich gezogen. Es gab so viele Szenen, die ziemlich überflüssig waren und unnötig in die Länge gezogen wurden. Auch als dann endlich ein Antagonist aufgetreten ist (ziemlich plötzlich, wie ich finde), wurde es nicht so richtig spannend.

Hier möchte ich nochmal Grace‘ Unbeteiligtheit erwähnen. Sie erfährt am Ende, wieso sie überhaupt auf der Katmere Academy gelandet ist und … joa, ist halt so. Ungefähr so kommt es rüber, weil sie eigentlich kaum auf die Neuigkeit reagiert. Genauso wenig als sie erfährt, dass nicht alle, die ihr anfangs gut gesinnt waren, es auch wirklich waren. Kaum Reaktion finde ich ziemlich schade.

FAZIT

Ich bin wahnsinnig enttäuscht von diesem Buch. Ich hatte mir viel erhofft, ich hatte ja sogar Lust auf Klischees. Aber es war einfach too much und viele Handlungen der Charaktere waren für mich absolut nicht nachvollziehbar. Eine so vollkommen unbeteiligte Protagonistin hat das leider nicht besser gemacht. Insgesamt ist „Crave“ kein Buch, das ich empfehlen würde.


CRAVE von Tracy Wolff

2021| 688 Seiten
erhältlich als Hardcover | eBook

Eure Kate
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2 comments

  • Vanessa says:

    Hi Kate,
    uuufff….das hört sich echt naja an. Ich muss gestehen, ich kann Vampir-Fantasy eh wenig abgewinnen, aber das hört sich auch nicht als Geschenk für andere toll an. Habe aber von dem Hype auch gar nichts mitbekommen….bin vielleicht nicht die Zielgruppe 😀
    Ich mag deine Rezensionen aber immer sehr gerne, selbst wenn du die Bücher nicht magst, sind sie unterhaltsam! 🙂
    Liebe Grüße!

    Reply
    • Kate says:

      Hallöchen,
      wirklich? Auf Instagram sehe ich das Buch gefühlt überall. Ich liebe Vampire eigentlich sehr, aber hier lag es ja nicht mal unbedingt am Vampirismus, sondern am ganzen Rest 😀
      Oh, danke! Das brauchte ich gerade so. Ich hab nämlich mal wieder so eine Zweifelphase bezüglich der Rezensionen. Vielen Dank! <3
      Liebste Grüße

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