„Menschenwolf“ von Andrea Weil

Anzeige. Als ich erfahren habe, dass Andrea Weils Herzensprojekt veröffentlicht wird, habe ich mich so sehr für sie gefreut. Auch klar war, dass ich es unbedingt lesen muss. Deshalb ein großes Danke an den Isegrim-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

KLAPPENTEXT

„Du bist’n Werwolf oder so was Ähnliches.“ Blaue Augen starrten zu braunen empor. Alles wanderte darin umher, Angst, Misstrauen, Unaussprechliches.
Als sich der Wolf, den Biologe Nick gefangen hat, in eine Frau verwandelt, zerbricht sein Weltbild.
Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Mystik verschwimmen.
Nick befreit Isa und verspricht, ihr Geheimnis zu bewahren.
Doch mit seiner Zuneigung wachsen auch die Zweifel – vor allem, als er in den Fokus von Polizeiermittlungen gerät.
Quelle: Isegrim

MEINE MEINUNG

In „Menschenwolf“ geht es um Nick, ein Wolfsforscher, der mit seinem Kollegen einen Wolf einfängt, und Isa, die gefangene Wölfin, die sich plötzlich in einen Menschen verwandelt.

Das ist die erste Szene und damit wird man ohne große Einleitung in die Handlung geschmissen. Ich mag das sehr gerne. Nachdem ich zuvor „Rabenherz & Eismund“ gelesen habe, das mit einer etwas längeren Einleitungsphase begann, war „Menschenwolf“ eine willkommene Abwechslung.

Während ich dann schon voll drin war und unbedingt wissen wollte, was es mit Isa auf sich hat, ob sie eine Werwölfin ist, wie der Wolfsexperte Nick darauf reagiert, für den es bis dato keine Werwölfe gab, verschwand Isa einfach wieder – ohne Nick oder mir irgendwelche Fragen zu beantworten. Sie verschwindet so schnell wie sie aufgetaucht ist und damit beginnt dann der etwas ruhigere Teil des Buches.

DIE GESCHICHTE WIRD VON DEN CHARAKTEREN GETRAGEN

Ich muss zugeben, dass ich dann doch etwas gebraucht habe, um in die Geschichte reinzufinden. Nach diesem spannenden Einstieg kam diese langsamere Erzählweise etwas unerwartet für mich und ich musste mich erst darauf einstellen. Doch die Kombination aus Isa und Nick hat es mir relativ einfach gemacht, noch in die Geschichte zu finden.

Isa wirkt im ersten Moment sehr temperamentvoll, weil sie leicht aus der Haut fährt, sobald ihr Nick mit seinen Fragen zu nahe kommt. Eigentlich ist sie aber nur verschlossen, tut sich schwer damit jemandem zu trauen. Und sie hat Angst davor, was Nick mit all den Infos tun würde, die sie ihm geben könnte. Dabei ist Nick ihr schon vom ersten Moment ab verfallen. Anfangs wohl vor allem aus Faszination. Wie muss es seine Weltanschauung verändern, wenn er erfährt, dass Wölfe, die er gefühlt in und auswendig kennt, nicht alleine da draußen sind. Dass die Mythenwesen Werwölfe tatsächlich existieren?

Nick bringt Isa gegenüber sehr viel Verständnis mit. Er lässt ihr alle Zeit, die sie braucht – und das ist wirklich viel. Ich wäre an seiner Stelle vermutlich viel früher ausgetickt, wenn ich plötzlich von der Existenz von Werwölfen erfahren würde, man mir aber keine Antworten geben würde.

IST ISA DIE EINZIGE?

Das ist die große Frage, die mir schon zu Beginn durch den Kopf ging. Gibt es mehr Werwölfe? Gehört Isa zu einem Rudel? Wenn ich an die anderen Gestaltwandler-Bücher zurückdenke, die ich bisher gelesen habe, dann gab es da immer eine ganze Gruppe. Der oder die Protagonist/in waren nie alleine.

Darin und in vielem mehr unterscheidet sich „Menschenwolf“. Denn hier steht Isa im Vordergrund. Es gibt kein Rudel, es gibt keinen bösen Gegner, der es auf sie abgesehen hat, oder einen Werwolfjäger, dessen Mission es ist, diese auszulöschen.

Isa selbst ist ihr größter Gegner. Sie, ihre Vergangenheit und ihre Verschlossenheit. Und damit grenzt sich „Menschenwolf“ sehr deutlich vom gängigen Fantasy-Genre ab.

Eine Werwolfgeschichte ohne Bösewicht. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, darauf muss man sich auch einlassen können. Aber es lohnt sich, denn sobald die Frage nach weiteren Werwölfen auch im Buch auftaucht, nimmt die Handlung rasant an Fahrt auf. Auch die Frage danach, was ein Werwolf in einer Vollmondnacht tun kann, wird geklärt. Denn Isa verbringt ihre Wolfsnächte damit, anderen Wölfen näher zu kommen, die reagieren aber ganz unterschiedlich auf diesen merkwürdigen Menschenwolf.

Hinzu kommt die Frage danach, wie man überhaupt zum Werwolf wird. Und die Antwort darauf fand ich in „Menschenwolf“ einmalig und so, so gut.

FAZIT

„Menschenwolf“ ist kein Fantasyroman wie wir ihn kennen. Er folgt nicht den klassischen Schemata, sondern überzeugt mit ganz anderen Dingen. Nämlich tollen Charakteren, vielen Hintergrundinformationen zu Wölfen, einer außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte von Werwölfen und noch so vielem mehr. Ich liebe es, wie Andrea Weil es immer wieder schafft, mich zu überraschen und Geschichten zu schreiben, die so ganz anders sind. Jetzt hat Weil also nicht nur einen etwas anderen Vampir-Roman geschrieben, sondern auch einen etwas anderen Werwolf-Roman.

Eine kleine Bemerkung am Rande: Das Cover ist wunderschön und träumerisch, aber in „Menschenwolf“ ist nicht alles so idyllisch. Es ist tiefgründig, manchmal hart, aber eben auch sehr gut.

Eure Kate
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