Reihenrezension: »Der schwarze Thron« von Kendare Blake

Weil ich Rezen­sio­nen über ein­zel­ne Fort­set­zun­gen irgend­wie immer nicht so ide­al fin­de, stel­le ich dir jetzt ein­fach die kom­plet­te „Der schwar­ze Thron“-Reihe vor. Ich habe näm­lich gera­de erst den drit­ten Band been­det und bin total hyped!

MEINE MEINUNG

EINE UNFASSBAR GUT DURCHDACHTE WELT

Ich weiß gar nicht, wo ich anfan­gen soll. Aber ver­mut­lich ist es am ein­fachs­ten, mit der Welt in „Der schwar­ze Thron“ zu begin­nen. Die hat es näm­lich in sich und die Aus­ar­bei­tung gefällt mir wahn­sin­nig gut. In Fennbirn leben ganz unter­schied­li­che Bevölkerungsgruppen:

Es gibt die Natur­be­gab­ten, die eben sehr natur­ver­bun­den sind. Sie kön­nen Pflan­zen wach­sen las­sen und einen Tier­ver­trau­ten rufen, der die gan­ze Zeit über bei ihnen bleibt. Ihre Bräu­che und Leben sind eher länd­lich und einfach.

Ele­ment­wand­ler kön­nen über die Ele­men­te bestim­men, wobei die meis­ten von ihnen dies nur über eines oder zwei kön­nen. Über deren Leben erfährt man in den Büchern gar nicht so viel.

Die Gift­mi­scher regie­ren seit Gene­ra­tio­nen über Fennbirn. Sie leben eher luxu­ri­ös in der Haupt­stadt und ihre Fähig­keit ist es, gegen Gif­te jeg­li­cher Art resis­tent zu sein und auch beson­de­res Geschick im Mischen von Gift zu besit­zen – einer mehr, einer weniger.

Zu guter Letzt blei­ben da noch die Seher und Krie­ger, die wir aller­dings erst im drit­ten Band näher ken­nen lernen.

In Fennbirn läuft alles nach kla­ren Regeln ab. Nur Köni­gin­nen dür­fen regie­ren und jede von ihnen bringt Dril­lin­ge zur Welt, die ihre Regie­rungs­zeit been­den. Die alte Köni­gin wird aufs Fest­land ver­bannt, die neu­en Köni­gin­nen wach­sen in Fami­li­en auf, die ihre Gabe tei­len. Im ers­ten Band der Rei­he begeg­nen wir Arsi­noe, Mira­bel­la und Kath­ri­ne, denen qua­si von Geburt an eine Abnei­gung gegen ihre Schwes­tern antrai­niert wird. Denn nur eine kann am Ende auch den Thron bestei­gen und das ist die eine, die am Ende noch lebt. Die drei Mäd­chen müs­sen sich also bis auf den Tod bekämp­fen, wes­halb ver­mut­lich klar ist, wie­so sie sich nicht als Geschwis­ter sehen, son­dern nur die Fami­lie ken­nen, bei der sie auf­ge­wach­sen sind.

Die­ses Gerüst fin­de ich so unfass­bar span­nend, aber natür­lich kommt noch eini­ges hin­zu, das zum Span­nungs­fak­tor bei­trägt. Zum Bei­spiel die Tat­sa­che, dass eine Köni­gin, die mit der Seher­ga­be gebo­ren wird, sofort ertränkt wird, weil eine Seh­erkö­ni­gin wahn­sin­nig gewor­den ist und das Volk ins Unglück gestürzt hat. Oder dass Mira­bel­la eine der mäch­tigs­ten Ele­ment­wand­le­rin­nen ist, die jemals gelebt hat, Kath­ri­ne hin­ge­gen kei­ner­lei Gift­re­sis­tenz zeigt und auch Arsi­noe nicht wirk­lich natur­be­gabt wirkt.

Man könn­te Mira­bel­la als Favo­ri­tin für den Platz auf dem Thron sehen, doch Kath­ri­ne hat eine star­ke Gift­mi­scher­fa­mi­lie hin­ter sich, die alles dafür tun wür­de, dass Kath­ri­ne den Thron besteigt. Und dabei kann es ger­ne mal grau­sam wer­den. Und Arsi­noes bes­te Freun­din ist die stärks­te Natur­be­gab­te, die es jemals gege­ben hat, sodass sie die Köni­gin stets mit ihrem Berg­lö­wen beschützt.

Die gesam­te Hand­lung und Welt sind so ver­strickt, dass nach jedem Band Mil­lio­nen Fra­gen zurück­blei­ben. Und das wird von Band zu Band nicht bes­ser, da immer wie­der neue hin­zu­kom­men. In die­ser Welt gibt es noch so unfass­bar viel zu erkun­den, dass ver­mut­lich zehn Bän­de nicht aus­rei­chen wür­den. Und den­noch schafft es Bla­ke den Leser so gekonnt in die Geschich­te rein­zu­zie­hen, dass man sich trotz­dem aus­kennt, die Zustän­de und Regeln in Fennbirn ver­steht. Obwohl sich einem beim Lesen tau­send Fra­gen stel­len, fühlt man sich nicht im Dun­keln gelassen.

DIE CHARAKTERE

Herz­stück die­ser Rei­he sind aber defi­ni­tiv auch die Cha­rak­te­re. Denn sie sind so unter­schied­lich, so ein­zig­ar­tig. Anfangs wirk­ten die Neben­cha­rak­te­re teil­wei­se bes­ser aus­ge­ar­bei­tet als die Köni­gin­nen selbst, aber das hat sich spä­tes­tens im drit­ten Band geän­dert, sodass man von allen wich­ti­gen Betei­lig­ten ein gutes Bild hat. Wäh­rend Mira­bel­la so ele­gant und erha­ben wie eine rich­ti­ge Köni­gin wirkt, trägt Arsi­noe lie­ber Hosen, ist mit einer gro­ßen Nar­be im Gesicht gezeich­net und will am Liebs­ten über­haupt nichts mit dem Thron zu tun haben. Kath­ri­ne wünscht sich inner­lich ver­mut­lich auch, lie­ber eine Ande­re zu sein, wird aber von ihrer Gift­mi­scher-Fami­lie dazu getrie­ben, den Thron anzu­stre­ben. Kath­ri­ne macht wäh­rend der Rei­he die größ­te Ver­än­de­rung durch, in wel­che Rich­tung möch­te ich an die­ser Stel­le aber nicht sagen 😉

Jules, die bes­te Freun­din von Arsi­noe und stärks­te Natur­be­gab­te, ist auch von Band 1 ab schon ein gro­ßer Star des Buches, was einen zu wil­den Spe­ku­la­tio­nen antreibt, was es mit ihr auf sich hat. Sie bekommt extrem viel Sen­de­zeit und vor allem im drit­ten Band steht sie sehr im Vor­der­grund. Wes­halb es nicht ver­wun­der­lich ist, dass auch sie dra­ma­ti­sche Sze­nen durch­lei­den muss. Ehr­lich gesagt, hat mir Jules von Anfang an am bes­ten gefal­len und mit ihr habe ich auch am meis­ten mit­ge­lit­ten. Sie steht mit­ten im Kon­flikt der Köni­gin­nen und scheint am meis­ten abzubekommen.

NUR EIN KLEINER MINUSPUNKT

Einen klei­nen Minus­punkt habe ich. Die gesam­te Geschich­te wirkt an man­chen Stel­len ein biss­chen ver­wa­schen. Sie hät­te aus­ge­reif­ter sein kön­nen, auch der Schreib­stil könn­te aus­ge­reif­ter sein, obwohl das von Band zu Band bes­ser wird. Ich möch­te gar nicht behaup­ten, dass wir hier ein lite­ra­ri­sches Meis­ter­werk vor uns haben, denn von der Schrei­be her ist es über­haupt nichts beson­de­res. Aber die Geschich­te ist so span­nend, dass sie einen dar­über hin­weg­se­hen lässt. Sie reißt einen so schnell mit, dass man eigent­lich kein gro­ßes Pro­blem damit hat, in die Geschich­te hineinzufinden.

FAZIT

Wäh­rend mich der ers­te Band noch ein wenig skep­tisch zurück­ge­las­sen hat, konn­te mich der zwei­te voll und ganz über­zeu­gen. In die­sen bei­den Tei­len geht es um das Jahr des Auf­stiegs und damit haupt­säch­lich um die Riva­li­tä­ten zwi­schen den drei Schwes­tern. Im drit­ten Band kommt noch eini­ges an Diplo­ma­tie hin­zu, sodass man noch bes­ser ver­steht, wie die Regie­rung auf Fennbirn funktioniert.

»Der schwar­ze Thron« ist eine Rei­he, die von Band zu Band stär­ker wird. Die Span­nung steigt und steigt, es gibt nicht einen Teil, den ich schwä­cher als den vor­he­ri­gen bezeich­nen wür­de. Bla­ke hat es geschafft, eine Rei­he zu kre­ieren, die wirk­lich auf­ein­an­der auf­baut und sich immer wie­der toppt.

 

 

 

DER SCHWARZE THRON - DIE SCHWESTERN von Ken­da­re Blake

pen­hali­gon | 2016 | 448 Seiten

erhält­lich als Paper­back | eBook

 

 

Die ganze Reihe

 

Eure Kate
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2 comments

  • Jenny says:

    Sehr inter­es­san­te Rei­hen­re­zen­si­on! Ich habe damals den Hype um Band 1 mit­be­kom­men und danach kaum noch was zu der Rei­he gehört und mir war auch nicht bewusst, dass es mehr als 2 Bän­de gibt!

    Aber dei­ne Rezi macht mich doch wie­der sehr neu­gie­rig und viel­leicht fan­ge ich die Rei­he ja doch end­lich mal an!

    Liebs­te Grüße
    Jenny

    Reply
    • Kate says:

      Hal­lö­chen,
      das war ursprüng­lich auch gar nicht der Plan. Es soll­te ein Zwei­tei­ler sein, aber weil so vie­le Fra­gen offen geblie­ben sind und die Leser so begeis­tert waren, hat sich die Autorin dazu ent­schie­den, wei­ter­zu­schrei­ben. Und das hat sich aus­ge­zahlt, der drit­te Band ist so so gut!
      Ich kann dir das Lesen also nur empfehlen 🙂
      Liebs­te Grü­ße, Kate

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